WG193 – Briefentwurf an Alma Mahler
Berlin, zwischen Donnerstag, 24. und Sonntag, 27. August 1911

Mein \liebes/ Kind, Du bist kaum
zum Leben erwacht, der Stab
zerbrach \erst eben/, an dem Du dich rank-
test liegst in Schwachheit
\Die Vergangenheit hängt Dsich an Deine Sohlen
u trübt Dir den Blick/

 Es giebt Stunden, in denen
im \Bewußtsein/ überlegener Kraft u Freiheit

und das ist ja das Wesen d wirklichen Lebens

   hoffend, daß all Dein Liebessorgen \dem jäh sein Wirken genommen ward./später mich überfluten möchte

 Du leidest ein Martyrium
d Treue aus dem ich Dich erst
langsam erlösen muß.
Ich habe Nächte gegrübelt, ob
ich ein Unrecht beging, Deine
Liebestaten \in T.[oblach]/ anzunehmen, die
meine Kraft ins unbegrenzte
steigerten, aber ich glaube fast
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daß es das beste \war und/ ist, wenn ich
Dich ins Leben \in meine Jugend/ hineinreiße –

 Aufschwung! Alma überwinde
die Scheu und geh der Sehnsucht
nach

 Es muß etwas geschehen,
daß die Wolken von Deinem
Gemüt fortnimmt. Wenn
Du die Kraft nicht findest,
mir offen u klar zu schreiben
komme ich in d nächsten
Woche zu Dir. \Ich weiß nicht wovon ich zu Dir sprechen darf./

 Für Italien habe ich bestimmt
vom 8–16 September Zeit, da-
nach schwerlich. Es wäre lieb von
Dir Willst Du Dich danach
einrichten? Es Bleibe doch
bei Bologna, das ich gerne
kennen lernen möchte. Ich
bitte Dich auf dieser Reise mein Gast
zu sein, wie ich Deiner in T[oblach] war.